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Montag, 27. Februar 2012

Nähen macht Spaß




Ausser Lesen und von einem Termin zum anderen zu hetzen hat minibebic ein neues Hobby: Nähen. Das Näh- Gen was in ihrer Familie liegt (Tanten und Onkel Schneider, Mama und Schwestern Nähprofis) hat sie endlich auch erreicht. Na Gott sei Dank bin ich doch noch für etwas gut.

In der türkischen Kultur ist es sehr wichtig, daß ein Mädchen Handarbeiten kann. Schließlich bereiten Sie ihr "Leben lang" ihre Aussteuer vor. Von Bordüren für Handtücher über selbst gehäkelte Babydecken in Rosa und in Blau bis zum selbst gehäkelten 2x2m Bettüberwurf handarbeiten sie als ob es kein Morgen gäbe. Und mit spätestens 20 werden sie dann mal schön vom Markt weg geheiratet. Fertig. Aus die Maus. Adé Berufsleben.

Mit 34 bin ich also "evde kalmis". Das heisst übersetzt: Die zu Hause Gebliebene. Also Eingelegtes, Abgelaufenes. Klingt hart, ich weiß. Zwar lebte ich schon mit 16 alleine. Denn das war zu dem Zeitpunkt, als meine Eltern jedes Jahr für ein halbes Jahr in die Heimat fuhren und ich hier im deutschen Lande mit Unterschrift- Fälschungen etc. alles am Laufen hielt. Aber für die Türken zählt eins: Bist Du über 30, fängst Du an wie ein fauler Fischkopf zu stinken.

Gott sei Dank ist diese Tradition nicht für die gesamte türkische Bevölkerung gültig. Meine Eltern z.B. legten und legen immernoch viel Wert auf Bildung und Unabhängigkeit von dem Geschlecht, aus dessen Rippe ich entstand: dem Adams Sohn.
Also sagt sich minibebic: Man lernt nie aus und will mit ihren zarten *öchö öchö* 34 anfangen zu studieren. Wenn ich erst mein Bachelor und dann mein Master erstmal in der Tasche habe, dann kann ich soviel stinken wie ich will :)

In Zentral Anatolien wäre das späte Studieren ein Beweis für meine "Verzweiflung", daß ich immer noch nicht unter der Haube bin. Für meine Familie und mich aber ein Beweis dafür, daß es ein Geschenk an die Menschheit ist, daß wir unser Leben lang lernen können. Niemals aufhören sollten zu lernen, zu lesen, neugierig zu sein auf das Leben, auf die Menschen, auf das Unbekannte, das Ungewisse.
Niemals sich und sein Leben und sein Hunger nach Wissen aufzugeben für ein Leben in Monotonie und langweilige Sicherheit.

Aber der Worte sind nun genuck- darauf trinken wir einen Schluck. Prost mein Engel.

Und hier meine ersten 2 Taschen. Die 3. Tasche poste ich, sobald ich das Vögelchen fertig appliziert habe. Sogar Mahatma Gandhi hat einst gesagt, was für eine tolle Erfindung eine Nähmaschine ist. Oder so ähnlich.

PS: Bei der Tasche für meine Schwester Sarah fehlte mir noch ein Foto. Also habe ich die Lücke gefüllt mit lecker Essen, was ich während meinem Nähprojekt brutzelte: Veggie- Burger, Salat, Knoblauchjoghurt. Lecker!

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