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Sonntag, 3. Mai 2009

Flaschenpost

Mit der Zeit wurden die Flässchen Formen in ihrem Auge immer dichter, immer mehr. Das liegt am Alter meinte der Augenarzt. Mit zunehmendem Alter würden sich diese Bildchen vorm Auge verdichten. 

Das Wetter war an diesem Tag dem Zustand passend. Es regnete. Der Himmel weinte um ihren lieben Gatten, den sie verbrennen ließ, wie er es wollte. Zur Beerdigung kam niemand. Außer ihr. Sie stand an seinem Grab, in ihrem roten Kleid, bis der Regen ihr Kleid dunkelrot färbte. So, wie er es sich gewünscht hatte. Dann fuhr sie nach Hause, nahm ein Vollbad, trank Rotwein, hörte sich eine Oper an und setzte sich auf die Veranda. Auf sein Schaukelstuhl. 

Ich weiß nicht, ob es am Rotwein liegt, aber auf einmal sieht sie etwas, was ich nicht wahrnehmen kann. Die Flässchen in ihrem Auge formen sich zu einem Satz: "Laura, ich bin nicht tot."

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